Halbschlitten
Die minimal–invasive und gewebeschonende Knieendoprothese bei einseitiger Arthrose
Ursachen und Symptome
Eine Kniearthrose, die nur auf die Innen- oder Außenseite des Gelenkes konzentriert ist, macht sich anfangs nur durch kurzzeitige Reiz- und Schwellungszustände bemerkbar.
Der Schmerz ist am inneren oder äußeren Kniegelenksbereich lokalisiert und tritt typischerweise bei außergewöhnlichen Belastungen des Kniegelenkes auf. Im späteren Verlauf können diese Symptome auch ohne übermäige Belastung in immer häufigeren Intervallen vorkommen. Die dauerhafte Gelenkreizung führt über einen zunehmenden Abrieb zur Einschränkung der Kniegelenkbeweglichkeit. Zunächst ist die Kniebeugung, später auch die Kniestreckung betroffen.
Durch entzündliche Veränderungen der Kniegelenkkapsel und durch Störung der abführenden Blutgefäße können Schmerzen in Ruhe oder auch in der Nacht auftreten. Im Röntgenbild ist der innere oder äußere Gelenkspalt stark verschmälert oder gänzlich aufgehoben.
Voraussetzung für den sogenannten „Schlitten“ ist die Unversehrtheit des gegenseitigen Gelenkabschnittes. Ebenso dürfen am Knorpel hinter der Kniescheibe keine wesentlichen Schäden vorliegen. Eine weitere Vorraussetzung für die Schlittenprothesenoperation ist die Bandstabilität des Kniegelenkes, die sowohl durch eine klinische Untersuchung als auch durch Belastungsröntgenaufnahmen festgestellt werden sollte. Bei einem gerissenen vorderen Kreuzband sollte keine Schlittenprothesenoperation erfolgen.
Die definitive Entscheidung zur Schlittenprothese wird in der Operation getroffen, da zwischen der Darstellung im Röntgenbild und dem tatsächlichen Knorpelschaden eine deutliche Abweichung bestehen kann.
Operationstechnik
Der Hautschnitt erfolgt neben der Kniescheibensehne über der betroffenen Gelenkseite. Die Knochenresektion wird sehr sparsam zunächst am Schienbein anschließend an der Oberschenkel-Gelenkfläche durchgeführt. Anschließend werden Probeimplantate eingesetzt und die Bandstabilität geprüft.
Der Hautschnitt bei einem Halbschlitten ist ca. halb so lang wie bei einer Knie-Total-Endoprothese.
Nach der Operation
Die ersten Gehversuche werden meist noch am Tag der Operation unternommen. Für die ersten 14 Tage sollte eine Teilbelastung des operierten Beines mit Unterarmgehstützen erfolgen; anschließend kann die Belastung rasch gesteigert werden.
Neben Motorschienenbehandlungen des Kniegelenkes erlauben aktive und passive Übungen mit dem Physiotherapeuten die rasche Wiederherstellung der Kniegelenkfunktion. Eine Entlassung aus der stationären Behandlung erfolgt in der Regel nach 5-7 Tagen.
Nach der Entfernung der Hautfäden werden neben Koordinationstraining, Muskelkräftigung und Gangschulung auch Bewegungsbäder möglich. Eine Röntgenkontrolle nach 3 Monaten und anschließend jährlich wird empfohlen.
Vorteile der minimal invasiven Schlittenprothese:
Der Vorteil der Schlittenprothese gegenüber einer Vollprothese besteht neben der geringeren Belastung durch den Eingriff gerade auch bei hochbetagten Patienten in der Erhaltung der Kreuzbänder und der physiologischen Kniegelenkfunktion. Bei sparsamer Resektion der Gelenkflächen kann bei Implantatversagen zu einem späterem Zeitpunkt leicht ein Wechsel auf eine Vollprothese erfolgen. Insgesamt zeigt die Schlittenprothesenoperation eine niedrigere Komplikations- und Infektionsrate.
Durch nachhaltige Schmerzreduktion kann eine hohe Patientenzufriedenheit erreicht werden. Eigene Erfahrungen und die Langzeitergebnisse in der Literatur zeigen eine Überlebenswahrscheinlichkeit der Prothese von etwa 85% nach 10 Jahren. Die Belastbarkeit ist vergleichbar mit der Vollprothese.
Die wichtigsten Fakten
OP Dauer | 45 - 60 Minuten | Arbeit | nach 4 - 12 Wochen (je nach Belastung) |
Anästhesie | Kreuzstich (schlafen möglich) oder Vollnarkose, OP Gebiet wird während der OP mit Lokalanästhetikum umspritzt | Sport | Gehen - nach ca. 2 Tagen |
Aufenthalt | 3 - 7 Tage | Kontrollen | Nahtentfernung - nach 2 Wochen |
Reha | Variante 1: ambulante Reha | Endresultat | nach 9 - 12 Monaten |
Belastung | volle Belastung ab dem OP Tag möglich | Vor der OP | 4 Wochen vor OP - Anästhesie Begutachtung |
Physiotherapie | ev. statt Reha | Nach der OP | 2 Wochen Thromboseprophylaxe |
Welche Risiken gibt es?
Infektion (<2%), Hämatom (Bluterguss), Restbeschwerden, Schwellung (bis zu 6 Monate), Thrombose (Thromboseprophylaxe wird standardisiert verabreicht)